Freitag, 15. März 2013

Die Qual der hohen Hacken

Gerade las ich in einer Zeitschrift einen Lobgesang auf den hohen Absatz und welche positiven und erotischen Aspekte dieser mit sich bringt. 500 fein ausgewählte Worte, hier und da ein reingestreutes Zitat einer Berühmtheit, geschrieben von einem Mann, einem promovierten Philosophen. Er zählt eine Reihe Punkte auf, wieso solch ein Schuh einer Dame nur positive Attribute verpasst: wie er die Silhouette verschönert, den Gang bezaubernder macht und Figurprobleme gekonnt kaschiert. Kurz geht er auch auf die kleine Qual ein, die solch ein Stück Mode mit sich bringt. Aber einer der wichtigen Punkte, wie er abschließend nochmals betont, sei doch, dass ein hoher Schuh eine Dame für einen Herrn um einiges attraktiver erscheinen lasse und der richtige Schuh schon das Equivalent zum "üppigen Busen" sei. Lieber Herr Philosoph, glauben Sie denn nun wirklich, dass es notwendig ist die Attraktivität des Menschen auf ein Kleidungsstück zu reduzieren? Zudem noch so eine restriktive Form wie der Absatzschuh? Die Qual und die Leiden die man auf sich nehmen muss, nicht nur während man die Schuhe trägt, sondern auch noch Tage danach in Form von Blasen sind alles andere als attraktiv und ich versichere Ihnen, niemand fühlt sich 'sexy' oder verführerisch durch diesen Schmerz. Ich gebe wohl zu, hier und da macht ein schöner Schuh mit Absatz was daher und peppt den Gesamtlook auf, aber die Qual die man als Frau darin leidet und die Schäden, die diese Monster an den weiblichen Körpern hinterlassen können (natürlich ist hier die Rede von dauerhaften Gelenkproblemen) verdienen keinesfalls die Loorbeeren, die Sie ihnen in Ihrem Artikel verleihen. Vielmehr sind sie der Goldenen Himbeere würdig: schlecht, lachhaft und wenig unterhaltsam.
Der Hauptpunkt auf den ich hier hinaus möchte, ist aber natürlich ein anderer: wieso müssen Damenschuhe unbequem, hochhakig und grausam sein? Man hört zwar hier und da manch Herren klagen, wie unbequem der Anzugschuh sei, aber das ist gewiss kein Vergleich zu der Hölle, die man mit Stöckelschuhen durchschreitet. Anzugschuhe verleihen vielleicht kleine Bläschen, aber keine Haltungs- oder Gelenkschäden, die einen dann dazu verdammen seinen Leben lang Einlagen und Bandagen zu tragen, die, weiß Gott, weitaus unattraktiver aussehen als ein schöner flacher Loafer. Flache Schuhe mit dem richtigen Design können genauso schön aussehen und eine ebenso schöne Figur machen, damit man dem Bild der patriarchalischen Vorherrschaft entspricht, wie ein zehn Zentimeter Absatz. Muss man sich als Frau heute immer noch kleiden um den Herren zu gefallen? Macht einen das als Mensch attraktiver? Sicherlich nicht, denn wir kennen sie ja alle, die Menschen die äußerlich gefallen wollen, nur um dann einen alles andere als attraktiven Charakter zu entblößen.
Auch wenn ich persönlich sehr viel Wert auf mein äußeres Erscheinungsbild lege, ist es für mich nur eine Form kreativen Auslebens. Und das Ergebnis zielt nie darauf ab jemand anderem als mir selbst zu gefallen. Und das ist der Hauptpunkt: wenn man denn gerne hohe Absätze trägt und sich gut darin fühlt, dann bitte. Aber animiert niemanden zu diesen Qualen, wenn er sich selbst darin nicht wohl fühlt.

Um sich mal wirklich ein Bild davon machen zu können, lieber Herr Philosoph, empfehle ich Ihnen wärmstens mal ein paar meiner Leidenschuhe auszuführen, und zwar nicht nur einen Abend, sondern mal mindestens eine Woche lang. Gehen Sie über Pflastersteine, rennen Sie zum Bus damit und versuchen Sie damit mal von einem steilen Berg herabzusteigen. Vielleicht bekommen Sie dann ein Gefühl dafür, was es wirklich heißt eine Frau zu sein und überdenken Ihr ganzes Konzept von den sagenhaften Absätzen, die Frauen nur noch attraktiver machen und stellen endlich mal Ihre männlichen Bedürfnisse um.

Freitag, 8. März 2013

Weltfrauentag...oh bitte, wer hat das denn noch nötig?!

Es ist wieder soweit, der Tag auf den alle sehnlichst gewartet haben um ihr schlechtes Gewissen zu bereinigen und mögliche Schlappen vom anderen beliebten Konsumtag vor knapp einem Monat wieder wettzumachen. Ja, der Weltfrauentag steht vor der Tür! Super! Man mag sich vielleicht zunächst denken: Eine ausgefallene Geste der Gesellschaft für all die armen, benachteiligten Frauen...aber bitte, wenn man ein wenig nachdenkt fällt doch auf, dass es a) nur eine weitere Erfindung der Konsumgesellschaft ist um die Wirtschaft für Florales, Süßes und unnötigen Kleinkram anzukurbeln, dass es b) dem männlichen Geschlecht einen Grund zum Schlechtfühlen gibt, da sie c) keinen solchen Tag für sich in Anspruch nehmen können und dass d) es niemanden zu Gute kommt außer der bereits unter Punkt a) erwähnten Wirtschaft. Wie kann ich denn nur so zynisch sein? Das ist ganz einfach: War es wirklich das Ziel unserer hart kämpfenden Vorfahrinnen uns EINEN Tag im Jahr zuzustehen, der unser Geschlecht ehrt? Und zwar in den patriarchal bestimmten Rollen der Hausfrau und Mutter? Ach Moment nein, das ist ja der andere überflüssige Tag im Kalender, im Volksmund auch Muttertag genannt. Hier gilt wie bei all diesen Konsumtagen das allseits bekannte Prinzip: Brauche ich einen bestimmten Tag im Jahr um einem Menschen zu sagen, wie gut er zu mir ist, und was wir für eine tolle Beziehung zueinander haben? Kann ich das nicht Tag für Tag tun? Ist es überhaupt nötig? Sollte man nicht eigentlich wissen, was man für eine besondere Beziehung hat anhat der offensichtlichen Tatsache:  nämlich der besonderen Beziehung? Wieso fühlt man sich so verpflichtet alles immer rauszuposaunen und der Welt zeigen zu müssen was für eine tolle Mutter man hat? Macht das das Verhältnis tatsächlich besser? Eben..nur die Erwartungshaltung wird hier genährt und die Person erwartet Jahr für Jahr bessere, größere, lautere Loorberen. Und was passiert letzten Endes? Genau, Enttäuschung! Man kann sich die Diskussionen bereits ausmalen: "Wieso schenkst du mir dieses Jahr nicht den Eiffelturm? Letztes Jahr gabs ja schließlich schon die Sacré-Coeur!"
Nun zurück zum aktuellen Anlass. So alt ist er ja noch nicht, dieser Konsumtag. Hat sich das Patriarchat also erst vor ein paar Jahren dazu entschlossen das weibliche Geschlecht nochmal gesondert zu ehren? Ist es nötig um das missfallende, rüpelhafte und stereotypische Verhalten zu rechtfertigen? Damit man an allen anderen Tagen sagen kann: Ich hab dich aber am Weltfrauentag geehrt, also hab dich jetzt nicht so! (Die Situationen, in denen dieser Spruch angewendet werden kann, variieren: von banalen Dingen wie den vergessen Einkauf/Hochzeitstag/Geburtstag über mittelschwere Anliegen wie das Waschen des hauseigenen Automobils mit der 70€ teuren Gesichtsreinigung bis hin zu strafbaren Tätigkeiten wie (versuchten) Vergewaltigungen.) Ist es also wirklich das, was eine Frau heutzutage braucht? Man kann sich meine Antwort wohl sehr genau vorstellen.
Aber versteht mich jetzt bloß nicht falsch! Ich lehne ja grundsätzlich keine Aufmerksamkeit ab, jedoch gilt dies nur für Dinge, für die es auch ein Motiv, eine Art "Leistung" gibt. Aber nur weil man dem Geschlecht Frau angehört muss man plötzlich mit einem eigenen Tag bedacht werden. Also das ist schon ziemlich hirnrissig! Ich habe schließlich auch noch nie von einem Intersex- oder Transexuellentag gehört! Oder um nicht schon wieder auf diese "Schiene" zu geraten: Gibt es einen Vogel-, Tulpen- oder Lufttag?
Na also! So benachteiligt ist man als Frau auch nicht, als dass man einen besonderen Kalendertag benötigt, vielen herzlichen Dank auch!





Mittwoch, 6. März 2013

"Sowas ist ja mal wieder typisch Mensch"

Ach herrje...kürzlich las ich bei Facebook unter dem Post einer Freundin mal wieder so einen sinnvollen Beitrag: Sowas können nur Frauen posten.
Um meine Weißglut im Zaum zu halten, versuche ich innere Hasstiraden und Rechtfertigungen auf diese mir unbekannten, doch offensichtlich schwer von unserer heteronormativem Gesellschaft mit ihren vorgegeben Männer- und Frauenbilder beeinflusste Person zu singen. Da dies nicht ausreichte, probiere ich nun dieses neumodische Ventil namens Webblog.
Wieso muss die Gesellschaft den beiden vorherrschenden Geschlechter denn diese typischen Rollen und dieses angeblich überall vorherrschende Verhalten auferlegen? Wer hat denn festgelegt, dass die Damen pink und rosa und Schandsendungen mögen und die Herren sich gerne mit ihresgleichen Fußball anschauen und jegliche Art an Automobilen interessant finden. Was ist mit all denjenigen, die nicht in das vorherrschenden Modell passen? Diejenigen, die sich vielleicht als weiblich identifizieren, aber mit all den dem weiblichen Geschlecht zugeordneten Verhaltensmustern und Vorlieben nichts anzufangen wissen. Hinzukommt, dass sich die durch die Jahre gefestigten stereotypischen Bilder langsam auflösen: Männer bekochen ihre Herzensdamen, sorgen für das Neugeborene, sodass die Liebste schnellstmöglich wieder im Job voll durchstarten kann und die nächste Karriereleiter heraufklettern kann und so weiter, man kennt das ja. Dadurch entsteht immer mehr Verwirrung in der Gesellschaft, nicht nur was die typischen Geschlechterbilder und -rollen angeht, sondern auch deren Verhalten und deren Identifikation mit ihrem eigenen Geschlecht. Warum hängen wir in diesem binären System fest, das uns vorschreibt, es gäbe nur zwei Geschlechter: männlich und weiblich. Vor ein paar Jahrhunderten erst war man überzeugt, es gäbe nur ein Geschlecht, dass männlich bzw. weiblich nur je eine Version dieses einen Geschlecht wäre, das jedoch dieselbe Grundform besitzt.
Wieso legen wir uns also heute so fest damit? Und was ist mit all jenen, die als Intersex geboren werden? Die weder direkt ins Schema "Mann" noch "Frau" passen? Wäre es also an der Zeit eine weitere Geschlechtskategorie zu öffnen? Und noch eine, und noch eine, bis jeder sich identifizieren kann mit etwas, das nicht von der Gesellschaft und seinen Mitmenschen verachtet und als "komisch, anders" abgestempelt wird.
Aber nun bin ich wieder abgeschweift von der eigentlichen Frage, wieso wir immer noch an verhärteten stereotypischen Bildern hängen, die eigentlich längst kaum mehr jemand erfüllt. Ist es die ländliche Gegend, die ich Heimat nenne? Lebt man hier noch zusehr abseits um zu erkennen, was in der Welt wirklich vor sich geht? Denn mit erschreckender Häufigkeit höre ich diese oberflächlichen, zusammenfassende Bemerkung hier doch eher häufig. Oder ist es ein Problem der gesellschaftlichen Schichten? Kleben die abfällig genannten unteren Schichten noch zu sehr am alten System? Gleicht die Rollenverteilung dort wirklich noch dem, was man in den ersten beiden Staffeln von Mad Men sieht? Und sind homo-, bi- und transsexuelle dort eine noch verkannte und verachtete Spezies? Ich denke es ist speziell in meiner Gegend ein Zusammenspiel aus beidem was die Ignoranz verursacht.
Vielleicht rafft sich die Gesellschaft ja irgendwann mal dazu auf nicht mehr jeden Einzelnen einer bestimmten Kategorie zuordnen zu müssen um die Person einschätzen zu können. Eins haben wir dennoch alle gemeinsam, wenn man denn so den Zwang nach Kategorisierung hat: alle sind wir Menschen, und es ist wohl einigen notwendig sagen zu müssen "Sowas ist ja mal wieder typisch Mensch"!
In diesem Sinne, frohes Verwirren!