Mittwoch, 6. März 2013

"Sowas ist ja mal wieder typisch Mensch"

Ach herrje...kürzlich las ich bei Facebook unter dem Post einer Freundin mal wieder so einen sinnvollen Beitrag: Sowas können nur Frauen posten.
Um meine Weißglut im Zaum zu halten, versuche ich innere Hasstiraden und Rechtfertigungen auf diese mir unbekannten, doch offensichtlich schwer von unserer heteronormativem Gesellschaft mit ihren vorgegeben Männer- und Frauenbilder beeinflusste Person zu singen. Da dies nicht ausreichte, probiere ich nun dieses neumodische Ventil namens Webblog.
Wieso muss die Gesellschaft den beiden vorherrschenden Geschlechter denn diese typischen Rollen und dieses angeblich überall vorherrschende Verhalten auferlegen? Wer hat denn festgelegt, dass die Damen pink und rosa und Schandsendungen mögen und die Herren sich gerne mit ihresgleichen Fußball anschauen und jegliche Art an Automobilen interessant finden. Was ist mit all denjenigen, die nicht in das vorherrschenden Modell passen? Diejenigen, die sich vielleicht als weiblich identifizieren, aber mit all den dem weiblichen Geschlecht zugeordneten Verhaltensmustern und Vorlieben nichts anzufangen wissen. Hinzukommt, dass sich die durch die Jahre gefestigten stereotypischen Bilder langsam auflösen: Männer bekochen ihre Herzensdamen, sorgen für das Neugeborene, sodass die Liebste schnellstmöglich wieder im Job voll durchstarten kann und die nächste Karriereleiter heraufklettern kann und so weiter, man kennt das ja. Dadurch entsteht immer mehr Verwirrung in der Gesellschaft, nicht nur was die typischen Geschlechterbilder und -rollen angeht, sondern auch deren Verhalten und deren Identifikation mit ihrem eigenen Geschlecht. Warum hängen wir in diesem binären System fest, das uns vorschreibt, es gäbe nur zwei Geschlechter: männlich und weiblich. Vor ein paar Jahrhunderten erst war man überzeugt, es gäbe nur ein Geschlecht, dass männlich bzw. weiblich nur je eine Version dieses einen Geschlecht wäre, das jedoch dieselbe Grundform besitzt.
Wieso legen wir uns also heute so fest damit? Und was ist mit all jenen, die als Intersex geboren werden? Die weder direkt ins Schema "Mann" noch "Frau" passen? Wäre es also an der Zeit eine weitere Geschlechtskategorie zu öffnen? Und noch eine, und noch eine, bis jeder sich identifizieren kann mit etwas, das nicht von der Gesellschaft und seinen Mitmenschen verachtet und als "komisch, anders" abgestempelt wird.
Aber nun bin ich wieder abgeschweift von der eigentlichen Frage, wieso wir immer noch an verhärteten stereotypischen Bildern hängen, die eigentlich längst kaum mehr jemand erfüllt. Ist es die ländliche Gegend, die ich Heimat nenne? Lebt man hier noch zusehr abseits um zu erkennen, was in der Welt wirklich vor sich geht? Denn mit erschreckender Häufigkeit höre ich diese oberflächlichen, zusammenfassende Bemerkung hier doch eher häufig. Oder ist es ein Problem der gesellschaftlichen Schichten? Kleben die abfällig genannten unteren Schichten noch zu sehr am alten System? Gleicht die Rollenverteilung dort wirklich noch dem, was man in den ersten beiden Staffeln von Mad Men sieht? Und sind homo-, bi- und transsexuelle dort eine noch verkannte und verachtete Spezies? Ich denke es ist speziell in meiner Gegend ein Zusammenspiel aus beidem was die Ignoranz verursacht.
Vielleicht rafft sich die Gesellschaft ja irgendwann mal dazu auf nicht mehr jeden Einzelnen einer bestimmten Kategorie zuordnen zu müssen um die Person einschätzen zu können. Eins haben wir dennoch alle gemeinsam, wenn man denn so den Zwang nach Kategorisierung hat: alle sind wir Menschen, und es ist wohl einigen notwendig sagen zu müssen "Sowas ist ja mal wieder typisch Mensch"!
In diesem Sinne, frohes Verwirren!

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